Ein Gastbeitrag von Paul Fricke, Geschäftsführer von PROTECTO
Die gesetzeskonforme Lagerung von Gefahrstoffen verlangt nach einigen Maßnahmen. Sie muss in Betrieben und im privaten Umfeld konsequent und gewissenhaft umgesetzt werden müssen, sodass Arbeits- sowie Umweltschutz gewährleistet werden können. Im folgenden Artikel erfahren Sie, was richtige Gefahrstofflagerung ausmacht und wie sie korrekt umgesetzt werden kann.
Welche Stoffe sind überhaupt Gefahrstoffe?
Gefahrstoffe sind Substanzen mit gefährlichen Eigenschaften, die potenziell Mensch und Umwelt schädigen. Sie können explosiv, leichtentzündlich, brandfördernd, giftig, krebserregend, ätzend, reizend oder umweltschädlich sein.
Dabei werden nicht nur gefährliche Chemikalien, wie sie beispielsweise in Chemie-Laboren zum Einsatz kommen, als Gefahrstoffe eingestuft. Auch ganz alltäglich Substanzen wie Heizöl, Lacke oder Poliermittel können Mensch und Umwelt gefährden. Um alle potenziell gefährlichen Substanzen erfassen zu können, gibt es die sogenannten Gefahrgutklassen, die in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) definiert sind. Darin wird klar festgesetzt, welche Stoffe als Gefahrstoffe anzusehen sind und aus welchem Grund sie speziell behandelt werden müssen.
Gefahrstofflagerung: Die wichtigsten Grundsätze
Nur das Wissen über die Gefahrstoffklassen allein reicht nicht aus, um Menschen und Umwelt vor etwaigen Auswirkungen der Stoffe zu schützen. Deshalb bedarf es vor allem im beruflichen Umfeld – aber natürlich auch im privaten Haushalt – eines guten Gefahrstoffmanagements. Dieses stellt sicher, dass alle problematischen Substanzen entsprechend der Schäden, die von ihnen ausgehen können, aufbewahrt, transportiert und verwendet werden. So setzt man die Arbeiter keinem unnötigen Sicherheits- und Gesundheitsrisiko aus und Unfälle können vermieden werden.
Wenn auf eine korrekte Lagerung der Stoffe geachtet wird und die Mitarbeiter im richtigen Umgang mit den Gefahrstoffen geschult werden, können außerdem auch keine gefährlichen Substanzen durch eine Unachtsamkeit größere (Umwelt-)Schäden anrichten. Doch worauf ist nun konkret bei der Lagerung von Gefahrstoffen zu achten?
Den richtigen Lagerort auswählen
Nicht jeder Gefahrstoff sollte auf dieselbe Art und Weise gelagert werden. Manche Substanzen bedürfen bestimmter Schränke oder Container, während bei anderen eine spezielle Auffangwanne oder eine besonderes Belüftungssystem Vorschrift ist. Wer Gefahrstoffe aufbewahren will oder muss, der sollte sich deshalb genau informieren, worauf bei den jeweiligen Chemikalien zu achten ist. Ein paar Beispiele:
- Gasflaschen müssen in einem speziell dafür konzipierten Gasflaschencontainer aufbewahrt werden. Dieser schützt die Gasflaschen vor großen Druckschwankungen und großer Hitze. So wird verhindert, dass die Flaschen unerwartet explodieren – wie dies bei unsachgemäßer Lagerung durchaus passieren kann.
- Heizöl, Diesel und Benzin zählen zu den leicht brennbaren Stoffen und müssen in bruchsicheren, fest verschließbaren Behältern aufbewahrt werden. Zudem ist eine Auffangwanne notwendig, die das eventuell auslaufendes Öl sicher auffängt, bevor ist in den Boden sickert.
- Größere Mengen Aceton müssen in einem geschlossenen Brandschutzschrank gelagert werden. Dieser stellt sicher, dass die leicht entzündliche Chemikalie im Brandfall nicht explodiert und großen Schaden anrichtet.
„Lagerort“ ist hier aber noch weiter zu fassen. Auch der Platz, an dem Gefahrstoffschrank, Auffangwanne u. ä. stehen, ist zu bedenken. Gefahrstoffe dürfen nicht an Orten gelagert werden, an denen Mitarbeiter oder andere Personen leicht gefährdet werden können. Dazu zählen etwa Fluchtwege, Durchfahrten und öffentliche Höfe, ebenso wie Pausen- oder Sanitärräume.
Auf die korrekte Kennzeichnung achten
Wer Gefahrstoffe umfüllt, der sollte auf zwei grundlegende Dinge achten. Erstens muss das Gefäß, in der die Substanz später gelagert werden soll, den jeweiligen Bestimmungen entsprechen. Das bedeutet, dass eine wassergefährdende Substanz auch in einen speziell dafür geeigneten Behälter gefüllt werden muss. So unterbindet man ein unabsichtliches Austreten der Substanz.
Zweitens muss auf die richtige Kennzeichnung des Behältnisses geachtet werden. Es sollte beispielsweise niemals ein Gefahrstoff in eine alte Wasserflasche oder einen anderen Lebensmittel-, Futter- oder Arzneimittelbehälter gefüllt werden, ohne eine eindeutige und gut sichtbare Kennzeichnung, was sich im Behälter befindet. Sonst besteht die Gefahr, dass jemand unabsichtlich diese Substanz zu sich nimmt – schwerwiegende Folgen sind dann nicht auszuschließen.
Nicht alle Gefahrstoffe gemeinsam lagern
Da Gefahrstoffe meist nicht nur alleine problematisch sein können, sondern insbesondere auch in Kombination mit anderen gefährlichen Substanzen, ist auf eine getrennte Lagerung von bestimmten Gefahrstoffen zu achten:
- Feste von flüssigen Stoffen getrennt lagern
- Stoffe verschiedener Gefahrstoffklassen separat aufbewahren
- Gefahrstoffe, die im Brandfall unterschiedlicher Löschmittel bedürfen, nicht gemeinsam lagern (z. B. brandfördernde und giftige Stoffe)
- Gefahrstoffe, die leicht miteinander reagieren können, getrennt bzw. mit genügend Abstand zueinander aufbewahren
Zugangsbeschränkungen für hochgefährliche Stoffe
Lagert man krebserzeugende, akut toxische oder keimzellmutagene Gefahrstoffe, so dürfen diese unter keinen Umständen für jedermann frei zugänglich sein. Nur ausgewählte Personen, die sich der Gefahr bewusst sind und wissen, wie mit den jeweiligen Stoffen umzugehen ist, sollen Zugang zu diesen Chemikalien haben. Dezidierte Zugangsbeschränkungen sind hier die zuverlässigste Methode, um die Sicherheit aller Beteiligten sowie der Umwelt zu gewährleisten.
Diese Beschränkungen können beispielsweise durch verschließbare Spezialschränke, abschließbare Räume oder gesonderte, verschließbare Gebäude umgesetzt werden. Der Zutritt wird einem dann nur mit den entsprechenden Befugnissen gewährt. Eine persönliche Zutrittskontrolle ist in manchen Fällen ebenso sinnvoll.
Fazit: Einige Punkte sind zu beachten
Für die korrekte Lagerung von Gefahrstoffen muss man nicht nur wissen, bei welchen Substanzen es sich um gefährliche Stoffe handelt, sondern auch welcher Ort für die Lagerung am besten geeignet ist. Man sollte darauf zu achten, welche Chemikalien nicht gemeinsam gelagert werden dürfen und zudem für eine eindeutige und korrekte Kennzeichnung der Aufbewahrungsbehälter achten. So verhindert man Unfälle und schützt Mensch und Umwelt gleichermaßen.
Paul Fricke ist Experte für den sicheren Umgang mit Stoffen, von denen Gesundheits- und Umweltgefahren ausgehen. Seit 2012 ist er Geschäftsführer des Unternehmens PROTECTO, das sich auf die Planung, Ausstattung und Umsetzung von Gefahrstofflagern für jeden speziellen Bedarfsfall spezialisiert hat – ganz nach dem Motto: #Gefahrstoffe_beständig_sicher_lagern.