Mehr STOP als GO: Verkehrsfluss in Deutschland

Vielen ist die schlechte Verkehrssituation in Deutschland wohl bekannt: Kilometerlange Staus, Verspätungen und der nächste Termin sitzt einem schon im Nacken. Der Verkehrsfluss kommt nicht nur während des Berufsverkehrs zum Stocken, sondern auch an Wochenenden oder an Feiertagen.

Dieser Umstand besitzt auch Auswirkungen auf den Wirtschaftsbereich Logistik: Lkws, die in der Stadt ihr Ziel verspätet erreichen oder schon auf der Autobahn keinen Zentimeter mehr vorankommen sind nicht selten. In beiden Fällen steht eines fest: Die Transportunternehmen haben mit erhöhten Kosten zu rechnen, egal ob Kraftstoff- oder Personalkosten, Strafzahlungen durch verpasste Zeitfenster oder sonstige durch Zeitverlust entstehende Aufwände. Unabhängig davon, werden Waren zu spät angeliefert. Dadurch sind im Handel Artikel nicht verfügbar und in der Industrie entstehen Produktionsengpässe. Dies sind gute Gründe den Verkehrsfluss mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Mensch als Stauverursacher

Es gibt viele Ursachen, weshalb Fahrzeugflüsse so häufig ins Stocken geraten. Die unterschiedlichen Verhaltensmuster von Fahrzeugführern – Trödeln, unverhältnismäßig kräftiges Abbremsen, fehlender Sicherheitsabstand zum Vordermann und stark überhöhte Geschwindigkeit – spielen dabei auf der Autobahn eine bedeutende Rolle.

Aber auch Baustellen und Unfälle sorgen für Stau oder stockenden Verkehr. Letztere können laut der DVWG durch ein generelles Tempolimit gesenkt werden.¹ Denn ein weiterer Grund für Stausituationen sind die hohen Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrzeugen. Langsamere Fahrzeuge bremsen sehr schnelle Fahrzeuge stark aus. Dadurch entstehen Bremswellen. Je höher dabei die Differenz der Geschwindigkeit ist, desto höher wirkt sich die Bremsung auf die nachfolgenden Fahrzeuge aus.
Baustellen stellen ebenso eine Stauquelle dar, weil oftmals ein bis zwei Spuren geschlossen werden. Anschließend muss sich der Verkehr durch ein Nadelöhr drängen. Viele Bauprojekte dauern länger als geplant, sodass der Verkehr unnötigerweise stockt und staut.

Neben den anthropogenen Einflussfaktoren führt allerdings auch das in den letzten Jahren gestiegene Verkehrsaufkommen zwangsläufig zu einer höheren Verkehrsdichte (Fahrzeuge je Streckenabschnitt). Mit steigender Verkehrsdichte nimmt die Wahrscheinlichkeit für Stau oder stockenden Verkehr zu – unabhängig, ob in der Stadt oder auf der Autobahn. Eine Möglichkeit den vorhandenen Verkehr auf der Autobahn zu steuern sind dynamische Verkehrszeichen: Tempolimit und Gefahren werden dynamisch auf die Verkehrssituation abgestimmt angezeigt und regulieren somit den Verkehr.

Dicker Verkehr in der Stadt

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in deutschen Städten kann nicht überall ausgefahren werden: Berlin, Frankfurt am Main und Düsseldorf liegen zumeist zwischen 25 und 32 km/h.² Erst bei einer geringeren Verkehrsdichte kann die innerorts zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erreicht werden. Denn je mehr Fahrzeuge auf einem Straßenabschnitt fahren, umso geringer wird die Fahrgeschwindigkeit. Damit es zu keinem Stau kommt, müsste die Anzahl an Fahrzeugen, die in einen Straßenabschnitt einfahren, gleich der Anzahl an Fahrzeugen sein, die aus diesem Straßenabschnitt ausfahren.
Nur, wie ist das erreichbar? Ganz einfach: Über Maßnahmen der Verkehrssteuerung! Eine an den Verkehr angepasste Ampeltaktung schleust mehr Fahrzeuge durch die Stadt. Grüne Wellen vermeiden lange Ampelstaus, die sich wiederum auf benachbarte Kreuzungen auswirken. Somit entsteht ein besserer Fluss. Auch die Planung von (Tages-) Baustellen und die Installation von Parkleitsystemen zur Vermeidung von Sucherverkehren bringen mehr Fluss in den städtischen Verkehr.

Allerdings ist zu beachten, dass die Anzahl an Fahrzeugen weiter zunimmt. Diesbezüglich sind auch der infrastrukturelle Ausbau und die strategische Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs eine wichtige Maßnahme. Ergebnis: Senkung des städtischen Verkehrsaufkommens und Erhöhung des Verkehrsflusses.

Aber nicht nur Kommunen oder die Fahrer selbst können zu einem besseren Verkehrsfluss beitragen. Auch Unternehmen können mithilfe strategischer Planung, Kollaborationen und Transport- sowie Standortkonzepten den Verkehrsfluss verbessern: Die Vermeidung von Leerfahrten, die Erhöhung der Auslastung oder das Vermeiden von Touren durch eine optimale Standortplanung sind wenige Beispiele.

Deswegen ein flüssiger Verkehr:

Ein verbesserter Verkehrsfluss besänftigt nicht nur die Gemüter der Auto- und Lkw-Fahrern und führt zu Kosteneinsparungen in Unternehmen. Er wirkt sich ebenfalls positiv auf Schadstoffemissionen und somit die Luftqualität aus. Das Vermeiden von langen Ampelstaus oder Stop-and-go-Verkehr führt zu weniger Schadstoff- und Lärmemissionen. So steigen im dichten Verkehr die Emissionen um rund 10 Prozent (CO2 +10 %; NO2 +8 %; PM +13%) im Gegensatz zum freien Verkehr und bei Stop-and-go-Verkehr sogar um durchschnittlich 93 Prozent (CO2 +108 %; NO2 +69 %; PM +101 %) an.³

Grundsätzlich sind viele Parteien darin involviert, eine Verbesserung des allgemeinen Verkehrsflusses herbei zu führen: Bürger/ Fahrer, Kommunen und Unternehmen. Erst wenn jede Gruppe ihren Beitrag leistet – gesittete Fahrweise, Verkehrssteuerung, strategische Planung – wird es spürbare Erfolge für einen flüssigeren Verkehr geben.


Die BVL beteiligt sich an einer Studie, welche den städtischen Verkehrsfluss bewertet und Handlungsempfehlungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Unternehmen ausspricht. Über die Studie werden Sie in Kürze an dieser Stelle mehr lesen.

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