Strukturwandel in der Automobilindustrie (Teil 1)

Verändert die E-Mobilität die deutsche Unternehmensstruktur?

Ein kürzlich vorgebrachtes Statement des Autoherstellers VW, dass sich die deutsche Automobilindustrie ausschließlich auf Elektromobilität konzentrieren solle, entflammte eine neue Diskussion über alternative Antriebe, deren Zukunft und die Zukunft des Automobilstandortes Deutschland.
Dieser Blogbeitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Diskussion.

VW setzt alles auf Elektromobilität

Der Volkswagenkonzern drohte aus dem Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) auszutreten, sollte dieser nicht seine Strategie der Technologieoffenheit aufgeben. VW sieht die Elektromobilität als Leittechnologie. Er fordert die Politik auf, diese Fokussierung zu unterstützen. Der VDA würde die Elektromobilität nicht genug priorisieren – die Technologieoffenheit stehe zu stark im Fokus. Nach dem VDA sei eine Konzentration auf die Elektrifizierung von Autos allerdings gegeben, andere Antriebs- und Kraftstoffalternativen blieben jedoch genauso im Interesse.¹

VW-Chef Herbert Diess fordert weiterhin, dass sich der VDA für die Erstellung eines Masterplans Elektromobilität der Industrie und Politik einsetze.² Der geforderte Masterplan solle u. a. die Energiewende einschließen. Diess sieht in der Elektromobilität die einzige Möglichkeit die Erderwärmung zu stoppen. Die Brennstoffzellentechnik beispielsweise sei nicht effizient genug und bringe zu hohe gesellschaftliche Kosten mit sich.³ Die Entwicklung und Förderung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen und Gasantrieben oder anderen umweltfreundlicheren Varianten müsse eingestellt werden: Sie würden die Branche überfordern.

Wie stehen die anderen deutschen Automobilhersteller zu VWs Vorstoß?

Porsche-Chef Oliver Blume sieht den VDA als eine wichtige Interessenvertretung für die ganze Branche an. Allerdings sei eine offene, ehrliche und harte Diskussion über Sachthemen innerhalb des Verbandes wichtig. Er erwarte eine gemeinsame Entschlossenheit sowie eine klarere Positionierung. Es gehe um die gesamte Autoindustrie und den Standtort Deutschland.

BMW-Chef Harald Krüger wertet den Einstieg in die Elektromobilität als eine Entwicklung, die nicht überall gleich schnell durchlaufen werden kann. Folglich sei eine Technologieoffenheit weiterhin wichtig. Das Zusammenspiel von nachhaltiger Mobilität und nachhaltiger Stromerzeugung stelle die Zukunft dar: Plug-In-Hybride seien eine Alternative, die sowohl profitabel sei, als auch positive Auswirkungen auf Arbeitsplätze habe. Er mahnt, die Entwicklung nicht überstürzt anzugehen, sondern in einem Maß, in dem alle diesen Umbau bewältigen können.
Auf die Auswirkung der Arbeitsplätze geht auch ZF-Chef Wolf-Henning Scheider ein. Nach seiner Meinung dürfe die Strategie eines Unternehmens nicht mit der gesamten Branche gleichgesetzt werden. Sollte die E-Mobilität explosionsartig kommen, könnte die Hälfte der 800.000 Stellen in der deutschen Autoindustrie wegfallen. Weiterhin weist Scheider darauf hin, dass der Markt nicht ausschließlich aus Herstellern bestehe, sondern am Ende der Kunde das Produkt kaufe. Deswegen werde es nicht nur eine Lösung geben. In Bezug auf das Zeitalter von Digitalisierung und Elektroautos werden bei VW im Zuge der Neuausrichtung bis 2023 rund 5.000 bis 7.000 Stellen gestrichen.

Bosch-Chef Volkmar Denner gibt auch zu bedenken, dass die CO2-Gesamtbilanz von Elektroautos und Autos mit Verbrennungsmotor nicht weit auseinanderliege. Diesbezüglich sollten auf beiden Seiten die richtigen Hebel angesetzt werden.

Der Überblick über die aktuelle Diskussion wird im nächsten Beitrag „Strukturwandel in der Automobilindustrie (Teil 2)“ fortgeführt.

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