Der Corona-Virus, dessen Auswirkungen in Asien ich bereits beschrieben habe, ist mittlerweile in Europa und im Nahen Osten angekommen.
In Italien sind mittlerweile 27.980 am Corona-Virus erkrankte Personen bekannt. Die Kleinstadt Codogno, zwischen Mailand und Cremona gelegen, ist bereits durch Straßensperren von der Außenwelt isoliert. Auch die Stadt Igualada, 60 km nordwestlich von Barcelona, steht unter Quarantäne. Um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen, hat Saudi-Arabien seine Grenzen für Pilger nach Mekka geschlossen.
https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
In Deutschland sind derzeit 7272 Personen nachweislich am Corona-Virus erkrankt, 46 Personen sind mittlerweile wieder gesund. 2744 Fälle des Corona-Virus sind in Nordrhein-Westfalen bekannt, gefolgt von Baden-Württemberg mit 1105 Fällen und Bayern mit 1067 Fällen.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html
Auswirkungen auf den Personenverkehr
Zahlreiche Großunternehmen haben ihre Geschäftsreisen storniert. Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé hat bis zum 15. März 2020 alle Dienstreisen gestoppt.
Die Deutsche Bahn ermöglicht jetzt die kostenlose Stornierung von Bahnfahrkarten, falls die Veranstaltung am Reiseziel (z.B. Messe) aufgrund des Corona-Virus abgesagt wurde. Nach dem Mobile World Congress Barcelona ist auch der Genfer Autosalon, der vom 5. bis 15. März 2020 stattgefunden hätte, abgesagt worden. Die Internationale Tourismus-Börse Berlin findet ebenfalls nicht statt.
Quarantäne und geschlossene Grenzen
Am 9. März 2020 wurde ganz Italien zur Sperrzone erklärt. In Italien wohnende Personen dürfen ihre Heimatgemeinde nur aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen verlassen. Alle Reisenden müsssen eine eidesstattliche Erklärung über den Grund ihrer Reise mit sich führen.
Vom 14. März bis 13. April 2020 dürfen Touristen nicht mehr nach Dänemark oder in die Tschechische Republik einreisen.
Ausfälle im internationalen Bahnverkehr
Die internationalen EC-Züge der DB fahren nur noch von und nach Dresden, Innsbruck und Villach.
Alle internationalen Personenzüge der tschechischen Eisenbahngesellschaft ČD verkehren ab 14. März 2020 für mindestens vier Wochen nicht mehr im grenzüberschreitenden Verkehr.
Die Personenzüge der ÖBB verkehren nicht mehr zwischen Österreich und Italien, zwischen Österreich und Tschechien sowie zwischen Wien und Bratislava (Slowakei). Dies betrifft auch die Nahverkehrszüge zum Brenner sowie ins Pustertal.
Einige internationale Schnellzüge der SBB enden in Brig bzw. Chiasso.
Ausfälle im internationalen Flugverkehr
Auf Anordnung des US-amerikanischen Präsidenten Donald J. Trump dürfen Personen ohne US-amerikanische Staatsbürgerschaft, die sich während der letzten 14 Tage im Schengen-Raum (Mitgliedsstaaten der Europäischen Union) aufgehalten haben, ab dem 13. März 2020 nicht mehr in die USA einreisen.
Die ersten Flüge von und nach Italien sind mittlerweile eingestellt: American Airlines fliegt nicht mehr von und nach Mailand. Lufthansa, AUA und andere Fluggesellschaften fliegen nicht mehr so oft dorthin: früh am Morgen und spät am Abend gibt es keine Flüge mehr.
Turkish Airlines fliegt nicht mehr von und nach China, Südkorea, Iran, Irak und Italien. Bis zum 17. April 2020 gibt es auch keine Flüge mehr von und nach Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Skandinavien und Spanien.
Aufgrund von Flugstreichungen sind bei der österreichischen Fluggesellschaft AUA derzeit 150 bis 200 Mitarbeiter beschäftigungslos oder im unbezahlten Urlaub.
Fluggesellschaften ermöglichen mittlerweile die kostenlose Umbuchung oder Stornierung von Flugtickets nach Südkorea, nachdem dort 4212 Menschen am Corona-Virus erkrankt sind. Der Flugverkehr von und nach Südkorea wurde geringfügig reduziert.
Ausfälle im internationalen Schiffsverkehr
Wegen des Corona-Virus werden in Italien keine neuen Kreuzfahrtpassagiere mehr aufgenommen.
Auswirkungen auf die Beschäftigung
Das Risiko, am Corona-Virus zu sterben, ist bei älteren Menschen besonders hoch. Bei 40-49-Jährigen beträgt das Risiko zu sterben 0,4 %, bei 50-59-Jährigen 1,3% und bei 60-69-Jährigen 3,6%. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck erhöhen das Sterberisiko.
https://www.worldometers.info/coronavirus/coronavirus-age-sex-demographics/
Gerade in Deutschland arbeiten viele ältere Beschäftigte, die im Falle einer Epidemie besonders gefährdet sind:
- 43% aller Berufskraftfahrer haben ihren 50. Geburtstag schon vollendet. Nur 2,6% aller Berufskraftfahrer sind jünger als 25 Jahre alt. Jährlich gehen 30.000 bis 40.000 Berufskraftfahrer in Rente, dieser bereits jetzt existierende Fahrermangel könnte durch eine weite Ausbreitung des Virus noch verschärft werden.
https://www.eurotransport.de/artikel/bag-drohende-ueberalterung-bei-berufskraftfahrern-6570216.html
Auch im Falle einer behördlich angeordneten Quarantäne haben Beschäftigte weiterhin Anspruch auf Lohnfortzahlung. In China wird der Lohn im Krankheitsfall für mindestens drei Monate weitergezahlt, bei langjährigen Mitarbeitern sogar unbegrenzt.
https://www.dwt.com/insights/2009/03/sick-leave-in-china-employers-obligations
Im Falle einer behördlich angeordneten Quarantäne erstattet das örtliche Gesundheitsamt in Deutschland dem Arbeitgeber die Lohnkosten. Dies gilt auch für Selbstständige, sie erhalten während der Quarantäne eine Entschädigung, deren Höhe aus dem versteuerten Einkommen des Vorjahres berechnet wird. Diese Erstattung muss beim jeweiligen Gesundheitsamt beantragt werden.
Produktionsstillstand in zahlreichen chinesischen Fabriken, verzögerter Straßentransport in China und notstandbedingte Vertragskündigungen führen zu sinkenden Verkaufserlösen, während Kredittilgung und Lohnfortzahlung auf der Kostenseite die Unternehmen weiterhin belasten. In dieser Woche ist der DAX um 14% eingebrochen, um diese befürchteten Verluste einzupreisen.
Auswirkungen auf den Güterverkehr
Der internationale Schiffsverkehr hat in vielen chinesischen Häfen wieder das Niveau vor der Krise erreicht. Aufgrund des Fahrermangels (derzeit sind etwa 50% der LKW-Fahrer verfügbar) müssen deshalb viele Ladungen in chinesischen Häfen zwischengelagert werden, wo der Platz knapp wird.