Die Automobilbranche im Wandel – auch bei Logistikimmobilien und -standorten?

Gastbeitrag von Dr. Alexander Nehm, Geschäftsführer Logivest Concept

Die Automobilbranche befindet sich im Wandel – verändert dies auch die Nachfrage nach Logistikimmobilien und -standorten?

Teslas geplante Ansiedlung in Brandenburg, E-Mobilität und ein zunehmendes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft sind nur einige der Anzeichen für den Umbruch in der deutschen Automobilbranche. Als Folge des Wandels von Benzin- und Dieselmotoren zu klimafreundlicheren Alternativen verändern neue Konzepte den Produktionsprozess und die Anforderungen an Zulieferer. Doch wie wirken sich diese Veränderungen auf Logistikimmobilien und Logistikstandorte aus? Mit Blick auf den deutschen Logistikimmobilienmarkt ist die Automobilbranche neben E-Commerce/Retail ein stabiler Nachfrager nach neuen Logistikimmobilien. Rund 10 bis 20 Prozent des jährlichen Neubauvolumens von Logistikimmobilien ist den OEMs, Zulieferern und Ersatzteilhändlern der Automotive-Branche zuzuordnen – das entspricht etwa 20 bis 30 Neubauten pro Jahr mit einer durchschnittlichen Größe von mehr als 20.000 Quadratmetern. Im Durchschnitt wird jedes Jahr etwa 4,2 Millionen Quadratmeter an Logistikfläche neu gebaut (in den letzten fünf Jahren).

Wie in jeder anderen Branche auch, sind für die Automobilindustrie spezifische Standortfaktoren bei einer Ansiedlung besonders relevant. Während für die Produktionslogistik neben verfügbaren Fachkräften und Flächen die Nähe zu den OEM-Werken essenziell ist, werden im After Sales zentrale Lagen für kurze Cut-Off-Zeiten, eine gute infrastrukturelle Anbindung sowie große verfügbare Flächen für das Geschäft benötigt.

Eine Branche im Umbruch – Logistikstandorte im Wandel

Zusätzlich zu politischen, rechtlichen, gesellschaftlichen und umweltbedingten Einflüssen auf die Logistik hat sich in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel im Markt vollzogen. War früher die Wahl eines Logistikstandorts durch Nachfrage geprägt und waren niedrigpreisige Grundstücke bei niedrigen Lohnkosten ausreichend vorhanden, weist der heutige Angebotsmarkt eine Knappheit sowohl der Ressourcen Fläche als auch Arbeitskräfte auf.

Durch den politisch getriebenen Wandel hin zur klimafreundlicheren E-Mobilität sind für die Automobilbranche dabei verschiedene Auswirkungen zu erwarten. Zum einen erzeugt die Produktion neuer elektrischer Antriebe eine neue Nachfrage nach Logistikflächen. Im Umkreis großer Produktionsstätten wächst der Bedarf an Zulieferern und moderner Logistikfläche. Das zeigt sich beispielsweise aktuell bei der geplanten Ansiedlung von Tesla in Grünheide bei Berlin. Nachdem die logistische Nachfrage insbesondere entlang der A10 und rund um den neuen Flughafen BER mit den wachsenden Kapazitätsangeboten zuletzt nicht mithalten konnte, ist diese Region jetzt perspektivisch sehr begehrt.

Zum anderen ist jedoch ein langfristig sinkender Logistikbedarf zu erwarten, da Elektromotoren deutlich weniger Komponenten als Verbrennungsmotoren aufweisen. Im Bereich der Ersatzteile bedeutet die Umrüstung allerdings mittelfristig eine steigende Nachfrage. Insgesamt ist das Geschäft mit der E-Mobilität bislang jedoch wenig rentabel, wodurch die Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten bereits zurückgegangen ist. Das betrifft vor allem die Zulieferer, die außerdem neue Herausforderungen etwa im Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien bewältigen müssen. Keine Veränderungen sind hingegen bei Neuansiedlungen zu erwarten. Infolge der Verschiebung des Nachfrage- hin zum Angebotsmarkt hat sich ein Perspektivwechsel vollzogen, der stärkere Anstrengungen von Unternehmen erfordert. Für eine erfolgreiche Ansiedlung müssen diese Kommunen und Bürger in ihre Prozesse einbinden, informieren und mitnehmen.

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