77 Milliarden Euro Umsatz mit E-Commerce in Deutschland

China ist nicht nur bei der Industrieproduktion, sondern auch im Online-Handel (E-Commerce) die unangefochtene Nummer 1. Mehr als 35% des chinesischen Einzelhandelsumsatzes wurde 2019 im Internet abgewickelt, umgerechnet 2 Billionen US-Dollar. In den USA lag der Anteil des Online-Handels nur bei 11% des Einzelhandelsumsatzes, 363 Milliarden Dollar. Und in Deutschland? Laut Statista soll der Gesamtumsatz des deutschen Online-Handels in diesem Jahr 77 Milliarden Euro erreichen.

Elektronik und Bekleidung sind besonders beliebte Waren für den Online-Kauf. Der Online-Handel mit Lebensmitteln steckt hingegen noch in den Kinderschuhen, nur 2% des Lebensmittel-Umsatzes in Deutschland wurde im Internet verkauft.

Online-Anteil am Gesamthandelsumsatz in Deutschland (2017)
Quelle: IW Köln 2019

E-Commerce und Logistik sind in den vergangenen Jahren gemeinsam gewachsen, aber zunehmend in Konflikt geraten: kurze Lieferzeiten und hohe Verfügbarkeit treiben die Kosten in die Höhe, während gleichzeitig die Erträge sinken. Kunden erwarten mittlerweile die Lieferung innerhalb von 24 Stunden, möglichst innerhalb eines genauen Zeitfensters. Alternative Auslieferungsorte am Arbeitsplatz oder beim Nachbarn, an der Packstation oder im Paketshop werden immer wichtiger.

Die Verknüpfung von Online- und Offline-Handel ist eine der größten Herausforderungen des E-Commerce. Betrachten („Showroom“), Bestellen / Kaufen („Click“), Bezahlen („Pay“), Abholen / Liefern („Collect“) und Zurückbringen („Retoure“) sind fünf verschiedene Prozesse, die entweder nur im Ladengeschäft oder nur online abgewickelt werden. Die Herausforderung im Omnichannel-Geschäft besteht darin, Online- und Offline-Prozesse beliebig miteinander zu kombinieren. In Russland gibt es relativ viele kleine, 24 Stunden geöffnete Kioske bzw. Lebensmittelgeschäfte, die auch für die Abholung bzw. Retoure von Paketen im E-Commerce genutzt werden können. Spryker arbeitet zur Zeit an einer Lösung zur Integration solcher Verkaufspunkte in die Logistikorganisation.

Neue Player im E-Commerce

Alexander Graf sprach im BVL.digital-Podcast #16 mit Boris Felgendreher über die Versäumnisse etablierter Handelsunternehmen und die Notwendigkeit von neuen Anbietern im Markt. Als Beispiel nannte er das niederländische Startup Picnic, das die Belieferung mit Lebensmitteln komplett digitalisiert hat. Derzeit (August 2020) liefert Picnic nur in ausgewählten Orten zwischen Bochum und Mönchengladbach, dort sollen die bestellten Lebensmittel während eines definierten Zeitfensters ausgeliefert werden. Das Startup Liefery liefert die Ware für traditionelle Handelsunternehmen wie REWE in deutschen Großstädten (sowie in Wien) bis zur Haustür des Endverbrauchers.

Gerade die letzte Meile bis zur Haustür des Kunden ist eine besondere Herausforderung für Logistikunternehmen, weil die individuelle Anwesenheit des Kunden sich nur schwer mit einer kilometerminimalen Tourenplanung verbinden lässt. Logistikunternehmen möchten ihre Fahrzeuge möglichst vollständig auslasten (Grundauslastung), wohingegen es für bestimmte Zeitfenster einen Nachfrageüberhang gibt. Besonders stark nachgefragte Liefertermine sollen, wie in Großbritannien üblich, versteigert werden, um Rabatte für schwach frequentierte Liefertermine zu ermöglichen.

In unserem neuen Format Innovation Pitches #2, das für Zuschauer immer noch kostenlos verfügbar ist, haben gleich zwei Unternehmen ihre Software für eine kundenfreundliche Tourenplanung vorgestellt. Insbesondere die Tourenplanung von Descartes Systems optimiert Zeitpunkt, Art und Weise der Anlieferung nach Kundenwunsch – und erfüllt somit eine Forderung von Alexander Graf.

Erfolgreicher Onlinehandel in China

Warum sind Chinas Unternehmen im Onlinehandel so viel erfolgreicher? Aurelien Rigart beantwortete diese Frage in unserem englischsprachigen Webinar „Success in Asia – Market Insights and Strategies for China & Southeast Asia“, das in der Mediathek für Abonnenten abrufbar ist.

Alibaba, mit 56% Marktanteil das führende chinesische Online-Handels-Unternehmen, betreibt ein vollständiges digitales Ökosystem mit eigenem Bezahldienst (Alipay), eigenem Online-Marktplatz (Taobao) und eigenem Videokanal (Youku). Der soziale Druck durch Influencer sorgt für hohe Konversionsraten:

  • 0,37% im klassischen E-Commerce
  • 6-10% im Social Commerce
  • 20% im Gefolge von Influencern

Pinduoduo, mit 7% Marktanteil, hat den Gruppenkauf zum Geschäftsmodell erklärt: Wenn zehn oder mehr Kunden gleichzeitig ein Produkt kaufen, dann erhalten sie hohe Rabatte.

Die Online-Konferenz Next Level E-Commerce Logistics
BVL.digital-Konferenz „Next-Level E-Commerce Logistics“ am 9. September 2020

Next-Level E-Commerce Logistics

Der Online-Handel in Deutschland bietet also noch jede Menge Chancen, um Umsatz und Gewinn auf das nächste Level zu steigern. Next-Level E-Commerce Logistics ist das Thema der zweiten BVL-Digitalkonferenz, wo Vertreter des traditionsreichen Einzelhandels und Gründer der Startup-Szene aufeinandertreffen. Wir haben mehrere Entscheidungsträger von großen Onlinehändlern eingeladen:

E-Commerce beinhaltet nicht nur die Programmierung schicker Webseiten, sondern auch die Planung reibungsloser Logistikprozesse im Hintergrund. Zum Thema Technologien im E-Commerce-Fulfillment diskutieren wir mit Experten führender Unternehmen:

Auf der BVL-Digitalkonferenz „Next-Level E-Commerce Logistics“ gibt es also genügend Themen, um mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.

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