Drohnen in der Logistik

Drohnen gelten als Transportmittel der Zukunft. „Wann setzen sich Drohnen in der Transportlogistik durch?“ fragt deshalb unser Host Boris Felgendreher in der vorletzten Folge des BVL.digital-Podcast und debattiert darüber mit Christian Bauer, Chief Commercial Officer des deutschen Drohnenherstellers Volocopter GmbH. In der aktuellsten Episode des BVL.digital-Podcasts sprach Boris mit Benjamin Federmann, Gründer und CEO des Kasseler Inventurdrohnen-Startups doks.innovation GmbH.

Welche weiteren Anwendungsbeispiele für Drohnen in der Logistik existieren bereits heute? Wir stellen fünf Konzepte vor, die die Logistik nachhaltig verändern werden.

1. Inventurdrohne

Die Inventurdrohne vom Kasseler Startup doks.innovation wurde bereits 2018 im Webinar (Zugang für Abonnenten) und 2020 im Innovation Pitch #5 vorgestellt.

Die Drohne ist mit einer eigenen Lichtquelle ausgestattet, ihre 20 MP-Kamera scannt Barcodes und erkennt leere oder beschädigte Lagerplätze. Dadurch lassen sich verlorene, beschädigte oder falsch einsortierte Paletten schneller finden, so dass rechtzeitig vor einem geplanten Auslieferungstermin noch Ersatz für die verschwundene Ware beschafft werden kann.

2. Überwachungsdrohnen für das Werksgelände

Überwachungsdrohnen sind besonders leicht und können deshalb sowohl innerhalb eines Lagers als auch zur Überwachung eines Fabrikgeländes eingesetzt werden.

Große Areale wie z.B. die Flächen von Häfen, Umschlagbahnhöfen, Großbaustellen oder Werksgelände von großen Produktionsunternehmen können per Drohne vor unebfugtem Zutritt geschützt werden. Entsprechende Lösungen sind heute bereits verfügbar und werden erfolgreich eingesetzt

Fremde Überwachungsdrohnen sind hingegen eine Gefahr für jedes Unternehmen. Deshalb boomt auch der Markt für Drohnenabwehr. Dedrone ist eines der führenden Unternehmen für Drohnenabwehr. Bereits 2018 hat Dedrone im BVL Webinar Umgang mit unerwünschten Drohnen ein Sicherheitskonzept vorgestellt, um fremde Drohnen zu erkennen und den Standort der steuernden Person zu ermitteln.

3. Lieferdrohnen

Lieferdrohnen sind unbemannte Fluggeräte, die Pakete von einem Ort zum anderen transportieren.

Am 26. September 2014 transportiert eine Drohne der Deutschen Post zum ersten Mal mit einer Lieferdrohne Medikamente von Norddeich nach Juist. Für die 13 Kilometer lange Strecke über das Wattenmeer brauchte die Drohne 15 Minuten. Aufgrund der geringen Nutzlast beschränkt sich der Drohnentransport auf eilige Medikamente. Das niedersächsische Wattenmeer zwischen Norddeich und Juist bietet immerhin den Vorteil, dass dort im Falle eines Absturzes keine Menschen betroffen sind.

Ebenfalls im Jahr 2014 Amazon verkündete Amazon, seine Lieferungen per Logistikdrohne als Prime Air auszuliefern. Die Logistikdrohne von Amazon wog 25 Kilogramm und konnte 2,5 Kilogramm Nutzlast transportieren, erhielt jedoch keine Genehmigung für den Flugbetrieb, weil ein Absturz für jeden Fußgänger tödlich wäre.

2016 wagte die Deutsche Post den Einsatz von Lieferdrohnen im Gebirge und transportierte Pakete mitten im Winter von Reit im Winkl zur Winklmoosalm in 1200 Meter Höhe. Der Drohnentransport dauert nur acht Minuten und somit deutlich schneller als eine Autofahrt.

In der Schweiz werden Drohnen seit 2017 zum schnellen Transport von Blutproben zwischen Krankenhaus und Labor eingesetzt. 2019 wurde der Drohnentransport eingestellt, nachdem eine Drohne 50 Meter von einem Kindergarten entfernt abgestürzt ist.

Die Vorteile eines schnellen Transports von Blutproben zum Labor waren dennoch so gut, dass ab 2021 auch in Berlin Drohnen den schnellen Transport von eiligen Blutproben ins Labor übernehmen.

4. Transportdrohnen

Transportdrohnen oder auch Schwerlastdrohnen können Ladung mit einem Gewicht von mehreren hundert Kilogramm Gewicht aufnehmen. Da Transportdrohnen können die Lieferung von Ersatzteilen erheblich beschleunigen und den wirtschaftlichen Schaden durch Stillstand wichtiger Maschinen reduzieren. Gerade in Gewerbegebieten ist es einfacher, Drohnenlandeplätze einzurichten und freizuhalten.

Weil die Last vergleichbar ist mit der von Flugtaxis, sind Hersteller solcher Drohnen unter Anderem auch Hersteller von Flugtaxis. Das prominenteste Beispiel ist der deutsche Hersteller Volocopter GmbH. In den kommenden Jahren (also bis 2024) entwickelt das Team eine Transportdrohne mit dem Namen Volodrone, die 200 Kilogramm Nutzlast bis zu 40 Kilometer weit transportieren kann. 18 Rotoren sollen für hohe Ausfallsicherheit sorgen und 110 km/h Höchstgeschwindigkeit ermöglichen.

5. Passagierdrohnen

Passagierdrohnen sollen frühestens 2023 die ersten Fahrgäste befördern. Für den Passagierverkehr gibt es zwei Konzepte:

  • Lilium entwickelt ein elektrisch angetriebenes Flugzeug mit 5 Sitzen und bis zu 300 Kilometer Reichweite. Dieses Flugzeug braucht in jeder Stadt einen eigenen kleinen Flughafen mit kurzer Start- und Landebahn, so dass für die Fahrt vom und zum Flughafen immer noch ein zusätzliches Fahrzeug (Auto, Bus, Fahrrad, Motorrad, Taxi) erforderlich ist.
  • Volocopter entwickelt einen elektrisch angetriebenen Hubschrauber mit zwei Sitzen und bis zu 35 Kilometer Reichweite. Dieses Fluggerät soll beispielsweise auf dem Dach eines großen Gebäudes starten und anschließend den innerstädtischen Transport als Zubringer vom und zum Bahnhof oder Flughafen übernehmen und somit das verstopfte Straßennetz entlasten. Außerdem können Volocopter von Touristen für Rundflüge genutzt werden.

Fazit

Drohnen sind eine sinnvolle Alternative, um schwer zugängliche Orte wie Berghütten oder Inseln schnell und zuverlässig zu beliefern. Gerade in Großstädten betrachtet man das Unfallrisiko noch mit erhöhter Skepsis, so dass Drohnen gerade in dichtbesiedelten Stadtgebieten wahrscheinlich erst nach einer gründlichen Testphase eingesetzt werden.

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